Linden mit kulturhistorischer Tradition

Veröffentlicht in Umwelt und Natur

Liebe Altenholzer,

am 9. Mai, dem Europa-Tag, pflanzte die Europa-Union eine Linde (KN 11.5.2017). Diese Linde fand ihren Platz im Freizeitpark in Altenholz-Klausdorf auf der sog. Großbaumwiese. Die Bäume auf dieser Wiese finanzierte der AKU 1990 aus seiner Sammlung für die Deutsche Umwelthilfe. Sinn dieser Anlage ist, unterschiedliche heimische Bäume in so großen Abständen voneinander zu pflanzen, dass jede Baumart sich ungehindert durch Nachbarn so entwickeln kann, wie es ihrer eigenen Art entspricht. Für die jetzt gepflanzte Linde war Platz durch eine abgängige Kastanie entstanden.

Als Einzelbäume haben Linden kulturhistorisch eine lange Tradition. Die Linde war der heilige Baum der Germanen. Die Germanen pflanzten sie in die Mitte ihrer Siedlungen. Unter ihr spielte sich das öffentliche Leben ab: Es wurde Gericht gehalten, getanzt, während die Musiker in der beschnittenen Krone saßen, und es wurden Entscheidungen für das Gemeinwesen gefällt.

Linden können nachweislich bis zu 2500 Jahre alt werden, 1000-jährige Linden sind häufiger bei uns anzutreffen. Mit zunehmendem Alter vermorschen Linden allerdings von innen heraus. Will man sie erhalten, sind aufwändige Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen erforderlich, z.B. Bordesholmer Linde.

In unserer Gemeinde sind Linden vor allem als Alleebäume vorhanden: Stifter Allee, Dänischenhagener Straße, Lindenallee in Klausdorf und Alleen in Knoop. Alleen entstanden mit dem Aufkommen der Chausseen, die mit ihren befestigten Trassen über Ländergrenzen hinweg die alten unbefestigten Ochsen- und Heerwege ablösten. Eine Linde, von der Europa-Union gepflanzt, ist also ein Baumsymbol für die Union Europas.

Chausseen tragen aber auch zur Zerschneidung der Landschaft bei mit ihren negativen Folgen durch Verinselung und damit Schwächung der auf diesen Inseln lebenden Tier- und Pflanzengemeinschaften. Alleen an diesen Chausseen vermindern diese Verinselung etwas durch ihren Kronenschluss über den Straßen zumindest für die flugfähigen Lebewesen.

Abgängige Linden in der Gemeinde Altenholz werden als Straßenbaum aus Sicherheitsgründen entfernt. Danach macht sich jedoch die besondere Vitalität alter Linden bemerkbar: Sie bilden Innenwurzeln, die aus dem greisen Stumpf in den Boden wachsen und zum Ausschlag junger Lindentriebe führen. Diese Eigenart hat der AKU genutzt und inzwischen drei abgängigen Linden an der Dänischenhagener Straße zu neuem Leben verholfen. (Fortsetzung folgt.)

Für den AKU
Helga Tewes