Eingriffe mit der Gartenschere

Veröffentlicht in Umwelt und Natur

Liebe Altenholzer,

die Blütenpracht in den Gärten ist noch ungebrochen. Gutes Wachswetter erhält die Pracht sogar, ohne dass wir mit Wassergaben nachhelfen müssen.
Nach erfolgter Bestäubung – für uns sichtbar an welkenden Blütenblättern – greifen wir gern zur Schere und schneiden die weitere Entwicklung der Pflanzen über Samenbildung, Verbreitung und Keimung einer neuen Pflanze im wahrsten Sinne des Wortes ab. Dieser Eingriff hat unterschiedliche Gründe und unterschiedliche Wirkung.


Jede Pflanze braucht Kraft, um nach der Blüte Samen auszubilden und zur Reife zu bringen. Schneiden wir z.B. die Kugeldisteln sofort unten ab, so stecken sie die Kraft in erneuten Austrieb und kommen oft noch zu einer zweiten Blüte. Auch manche Storchschnabel-Arten schaffen dies. Beim Sommerflieder (Buddleia) schneidet man um diese Zeit nur die verblühten Rispen ab, um Kraft für nachwachsende Rispen zu erhalten. Wer dies konsequent immer wieder tut, kann noch über viele Wochen aus den Blattachsen nachwachsende Blütentriebe fördern. Der Rückschnitt des gesamten Strauches, um die Blühfreudigkeit im kommenden Jahr zu steigern, verschiebt man in die Zeit nach der letzten Blüte, für Sträucher an ungeschützten kältegefährdeten Standorten sogar in das nächste Frühjahr. Auch bei Phlox und Rosen lässt sich die Blütezeit verlängern, indem man die verblühten Blüten abschneidet. Bei Rosen entdeckt man oft schon einen neuen Austrieb in der geschwollenen Blattachse am ersten vollen Blatt unter der alten Blüte. Kräftige Exemplare schaffen es auf diese Schnittweise, uns bei anhaltend milder Witterung noch Ende November mit einer einzelnen Blüte zu erfreuen – allerdings nur durchs Fenster. Den Umzug in die warme Stube überstehen sie kaum.
Die genannten Eingriffe mit der Gartenschere wirken positiv für die Blüten bestäubenden Insekten in unseren Gärten. Doch diese Insekten benötigen im Lebensraum Garten außer Nahrung aus den Blüten auch Schutz vor Witterung und Quartier für die Entwicklungsphasen nächster Generationen. Dies kann unser Garten ebenfalls bieten, wenn wir unseren Ordnungssinn mit Hand und Gerät auf gezielte Maßnahmen beschränken und genügend trockene und hohle Materialien im Garten belassen. So bieten wir den Insekten Nisthilfen, auch ohne ein Insektenhotel aufzuhängen.

Für den AKU
Helga Tewes