Weniger Rasenpflege erzeugt einen lebendigen Garten

Veröffentlicht in Umwelt und Natur

Liebe Altenholzer,

von frischen Hausbesitzern ist oft zu hören: „Mit dem Garten mach ich es mir leicht; vor allem Rasen, nur rundherum ein paar Beete, damit meine Frau etwas zu Pusseln hat." Ob Ansaat oder Rollrasen – Grasarten für den Rasen sind so ausgewählt, dass sie sich besonders gut über unterirdische Pflanzenteile ausbreiten. Sie sind nicht auf Blüten und Samen zur Vermehrung angewiesen. Mit jeder Mahd wird die Grasnarbe dichter.

Die Ausbreitungskraft der Gräser macht auch an der Rasenkante nicht halt, also muss man zum Kantenschneider greifen. Leider gibt es auch noch Günsel, Kriechenden Hahnenfuß, Klee und andere Blütenpflanzen, die mit ihrer Ausbreitung über Ausläufer ähnlich widerstandfähig gegen den Rasenmäher sind wie die Gräser. Also geht man auf die Knie und sticht sie aus. Oder man mäht in so kurzen Abständen, dass die Unkräuter nicht zum Blühen kommen und barfüßige Kleinkinder nicht durch Nektar suchende Insekten gefährdet werden. Der Rasenschnitt ist dann zwar kurz und mulcht den Rasen, doch er könnte ins Haus getragen werden. Also mäht man mit Fangkorb und füllt mit dem Inhalt die Biotonne schneller als erwünscht. Den fehlenden Mulch ersetzt man durch Dünger – kurz vor dem Regen. Der Rasen freut sich und wächst noch schneller. Wie war das noch mit der leichten Gartenarbeit durch viel Rasen?

Fragen Sie doch einfach Ihren Rasen mähenden Nachbarn. Vielleicht freut er sich, mit Ihnen gemeinsam frei zu werden vom Zwang der intensiven Rasenpflege. Wenn Sie sich beide vornehmen, die Abstände bis zur nächsten Mahd langsam zu vergrößern, erwartet Sie kein scheeler Blick aus dem Nachbargarten, sondern verständnisvolles Lächeln über Gänseblümchen, Ehrenpreis, Kleines Habichtskraut und Hopfenklee. Im nächsten Frühjahr entdecken Sie vielleicht schon Wiesenschaumkraut an feuchten Stellen oder Märzveilchen, deren Samen Ameisen eingeschleppt haben. Aus Ihrem Rasen ist deswegen noch keine Wiese geworden, doch Sie sind wieder Herr des Rasens. Und wenn Sie Löwenzahn nicht mögen, dann stechen Sie ihn eben aus wie früher auch. Doch zusammen mit den Beeten Ihrer Frau wird Ihr Garten lebendig. Nicht nur Insekten finden Nahrung in den Blüten, sondern diese werden selbst begehrte Nahrung für Vögel. Und Sie haben Muße, beides zu beobachten.

Für den AKU
Helga Tewes